Sanskrit transkribieren und aussprechen

Sanskrit ist eine überaus faszinierende Sprache, sehr komplex, wie der Name schon sagt (saṃskṛtā vāk – zusammengefügte, komplexe oder auch anspruchsvolle Sprache), und dabei stets logisch und wohlgeordnet. Die innere Ordnung wird bereits bei der Betrachtung des Sanskritalphabets deutlich, das mit je nach Zählweise 48 bis 50 Hauptzeichen immerhin doppelt so umfangreich ist wie unser lateinisches Alphabet.

Absolut bemerkenswert an der indischen Kultur ist immer wieder die bewusste Verknüpfung abstrakter Inhalte mit unseren menschlich-anatomischen Gegebenheiten. Diese finden wir im gesamten Yoga und im Besonderen eben auch in der Anordnung der Sanskritlaute, die – ganz anders als wir es von unserem lateinischen Alphabet gewohnt sind – nach der Verortung der jeweiligen Lautbildung im Mundraum erfolgt.

Wenn Du Dir über die korrekte Aussprache eines Mantra o.ä. Gewissheit verschaffen möchtest, ist es am besten, wenn Du auf die ursprüngliche Darstellung in der Devanāgarī zurückgreifst. So kannst Du selbst herleiten, wie man den Mantra korrekt ausspricht. Dazu ist es notwendig, genau zu wissen, welches Phonem (Laut) welcher Glyphe (Schriftzeichen) entspricht. Hilfreich ist dabei vor allem die Umschrift in das lateinische Alphabet. Die Devanāgarī kann auf verschiedene Arten in die lateinische Schrift transkribiert werden. Bei Transkription von Mantras und Sanskrittexten sowie bei Herleitung von Wörtern aus dem Sanskrit wenden wir vorzugsweise das „International Alphabet of Sanskrit Transliteration“ (IAST) an, das derzeit internationalem, wissenschaftlichem Standard entspricht. Es beinhaltet diverse diakritische Zeichen, die es ermöglichen, alle Laute der Devanāgarī eindeutig abzubilden. Im Internet werden Devanāgarī und die Sonderzeichen des IAST nur durch Unicode-Schriften zuverlässig dargestellt. Im Folgenden siehst Du die Auflistung aller Devanāgarī-Glyphen mit Transkription nach IAST und einer kurzen Anleitung zur Aussprache. Wir beschränken uns auf die im Sanskrit bzw. im Vedischen üblichen Zeichen.

I) Śakti (Vokalische Laute)

Vokalische Laute existieren zumeist sowohl in „hrasva“ (in kurzen Form, auch als „Grundstufe“ bezeichnet) als auch in „dīrgha“ (in langer Form, auch als „Dehnstufe“ bezeichnet, doppelt so lang gesprochen wie die Grundstufe) .

I.1) Svara (echte Vokale)

Es gibt lediglich drei wirkliche Vokale, sogenannte „Monophthonge“. Sie sind nach den Orten der jeweiligen Artikulation im Gaumen (Gaumensegel, Gaumen, Lippen – also von hinten nach vorne) angeordnet.

    अ / a (Velarer Vokal, Grundstufe)
    आ / ā (Velarer Vokal, Dehnstufe)
    इ / i (Palataler Vokal, Grundstufe)
    ई / ī (Palataler Vokal, Dehnstufe)
    उ / u (Labialer Vokal, Grundstufe)
    ऊ / ū (Labialer Vokal, Dehnstufe)

I.2) Antaḥstha (Approximanten)

Bei den Approximanten nähert sich Zunge dem vorderen Gaumenbereich, ohne jedoch diesen zu berühren. Deswegen nennt man sie auch „Näherungslaute“. Sie werden stark vokalisch bzw. „ghoṣa“ (stimmhaft) gesprochen.

    ऋ / ṛ (wie im Englischen „riddle“, Grundstufe)
    ॠ / ṝ (wie „ṛ“, aber Dehnstufe)
    ऌ / ḷ (ein „l“, bei dem die Zungen den Gaumen nicht berührt, Grundstufe)
    ॡ / ḹ (wie „ḷ“, aber Dehnstufe)

I.3) Diphthonge (Mischlaute und Doppellaute)

Die Devanāgarī kennt zwei Arten von Diphtongen. Bei der ersten handelt es sich um wirkliche Diphtonge, bei denen eine Glyphe für einen Doppellaut steht, der auch tatsächlich als solcher gesprochen wird (also als zwei unmittelbar aneinander angrenzende, aber immer noch getrennt hörbare Vokale). Bei der zweiten Art handelt es sich streng genommen um Pseudodiphtonge, die ebenfalls als Verbindung zwei verschiedener, kurzer Vokale aufgefasst werden, sich jedoch im Gesprochenen zu einem einzigen, langen Laut vermischen, weshalb sie auch als Mischlaute bezeichnet werden. „e“ und „o“ werden im Sanskrit (anders als im Hindi) ausschließlich lang gesprochen, in der Transkription jedoch nie als lang zu sprechen ausgezeichnet.

I.3)a) Kaṇṭhatālavya (Misch- bzw. Doppellaut aus velarem und palatalem Vokal)

    ए / e (Mischlaut aus „a“ (velarer Vokal) und „i“ (palataler Vokal); immer lang gesprochen, im Sanskrit existiert kein kurzes „e“. Dennoch gilt der Laut aus systematischen Gründen als „hrasva“ (kurz“).)
    ऐ / ai (Doppellaut, gesprochen „ai“. Obwohl beide Vokale getrennt von einander jeweils kurz gesprochen werden, gilt der gesamte Mischlaut aus systematischen Gründen als „dīrgha“ (lang).)

I.3)a) Kaṇṭhoṣṭhya (Misch- bzw. Doppellaut aus velarem und labialem Vokal)

    ओ / o (Mischlaut aus „a“ (velarer Vokal) und „u“ (labialer Vokal); immer lang gesprochen, im Sanskrit existiert kein kurzes „o“). Dennoch gilt der Laut aus systematischen Gründen als „hrasva“ (kurz“).
    औ / au (Doppellaut, gesprochen „au“. Obwohl beide Vokale getrennt von einander jeweils kurz gesprochen werden, gilt der gesamte Mischlaut aus systematischen Gründen als „dīrgha“ (lang).)

II) Vyañjana (Konsonanten)

Alle 25 Konsonanten beinhalten ein kurzes „a“ (Grundstufe) als sogenannten inhärenten Vokal. Im Folgenden werden sie auch „Plosive“ genannt, weil mit der Freisetzung eines gestauten Luftstromes eine kleine „Explosion“ erzeugt wird, die den Klang bildet. Diese Plosive sind in fünf Gruppen – „Varga“ genannt – unterteilt, die wiederum nach den Orten der jeweiligen Artikulation ihrer Laute im Gaumen (Gaumensegel, Gaumen, Zahndamm, Zähne, Lippen – also von hinten nach vorne) angeordnet sind. Jeder Varga ist wiederum in drei Untergruppen unterteilt, nämlich „ghoṣa“ (stimmhaft), „aghoṣa“ (stimmlos), und „anunāsika“ (nasal). Die ersten beiden dieser drei Untergruppen sind noch einmal unterteilt in „alpaprāṇa“ (nicht aspiriert) und „mahāprāṇa“ (aspiriert). Demnach besteht jede Konsonantengruppe aus (1.) einem stimmlosen Plosiv, (2.) einem stimmlosen, aspirierten Plosiv, (3.) einem stimmhaften Plosiv, (4.) einem stimmhaften, aspirierten Plosiv und (5.) einem nasalierten Plosiv. Bei der Aussprache der aspirierten Konsonanten ist zu beachten, dass das „h“ in jedem Fall hörbar gesprochen wird.

II.1) Kaṇṭhya (Velare)

Bei Velaren bildet der hintere Zungenrücken entweder einen Verschluss am Gaumensegel (Velum Palatinum) oder er nähert sich diesem stark.

    क / ka (stimmloser Plosiv)
    ख / kha (stimmloser Plosiv, aspiriert)
    ग / ga (stimmhafter Plosiv)
    घ / gha (stimmhafter Plosiv, aspiriert)
    ङ / ṅa (Nasal, gesprochen wie im Deutschen „ng“ bei ringen)

II.2) Tālavya (Palatale)

Bei Palatalen hat der vordere Zungenrücken entweder Kontakt mit dem vorderen Gaumenbereich (Palatum Durum) oder nähert sich diesem stark.

    च / ca (stimmloser Plosiv, gesprochen „tscha“)
    छ / cha (stimmloser Plosiv, aspiriert, gesprochen „tsch-ha“)
    ज / ja (stimmhafter Plosiv, gesprochen „dscha“)
    झ / jha (stimmhafter Plosiv, aspiriert, gesprochen „dsch-ha“)
    ञ / ña (Nasal)

II.3) Mūrdhanya (Retroflexe)

Bei Retroflexen biegt sich Zungenspitze etwas zurück und wird hinter den Zahndamm gelegt.

    ट / ṭa (stimmloser Plosiv)
    ठ / ṭha (stimmloser Plosiv, aspiriert)
    ड / ḍa (stimmhafter Plosiv)
    ढ / ḍha (stimmhafter Plosiv, aspiriert)
    ण / ṇa (Nasal)

II.4) Dantya (Dentale)

Bei Dentalen berührt die Zungenspitze die oberen Schneidezähne (Dens) von innen.

    त / ta (stimmloser Plosiv)
    थ / tha (stimmloser Plosiv, aspiriert)
    द / da (stimmhafter Plosiv)
    ध / dha (stimmhafter Plosiv, aspiriert)
    न / na (Nasal, gesprochen wie im Deutschen „na“ bei Name)

II.5) Oṣṭhya (Labiale)

Bei Labialen sind Lippen (Labium) bei Beginn des Lautes geschlossen.

    प / pa (stimmloser Plosiv)
    फ / pha (stimmloser Plosiv, aspiriert)
    ब / ba (stimmhafter Plosiv)
    भ / bha (stimmhafter Plosiv, aspiriert)
    म / ma (Nasal, gesprochen wie im Deutschen „ma“ bei malen)

II.6) Semikonsonanten

Die Semikonsonanten (auch als „Semivokale“ oder „Sonoranten“ bezeichnet) zählen im Sanskrit weder den Konsonanten noch zu den Vokalen. Manche von ihnen werden vokalisch gesprochen, andere konsonantisch. Zusammen bilden sie eine eigene Klasse.

II.6.a) Antaḥstha (Approximanten)

Bei den Approximanten nähert sich Zunge dem vorderen Gaumenbereich, ohne jedoch diesen zu berühren. Deswegen nennt man sie auch „Näherungslaute“. Sie werden stark vokalisch bzw. „ghoṣa“ (stimmhaft) gesprochen.

    य / ya
    र / ra (retroflexes bzw. gerolltes „r“ wie im Italienischen „ristorante“)
    ल / la
    व / va (ähnlich gesprochen wie im Deutschen „ua“ bei Qualle)

II.6.b) Ūṣman (Frikative)

Frikative sind Reibe- und Hauchlaute. Sie werden „aghoṣa“ (stimmlos) gesprochen.

    श / śa (palatal gesprochenes „sch“, ähnlich wie im Deutschen)
    ष / ṣa (retroflex gesprochenes „sch“)
    स / sa (stimmloses „s“, wie im Deutschen)
    ह / ha

II.6.c) Verbindung von velarem, stimmlosem Plosiv und retroflexes, stimmlosem Frikativ

    क्ष / kṣa (Diese Glyphe ist eigentlich eine Ligatur, genauer gesagt eine Verbindung aus den Lauten „क / ka“ und „ष / ṣa“. In der Tradition des Yoga wird diese Ligatur hinzugenommen, damit das Sanskritalphabet im Ganzen auf die runde Zahl von 50 Lauten kommt.)

III) Diakritika (angefügte Zeichen)

Diakritika werden an Konsonanten angefügt und bedeuten eine Veränderung, Nasalierung, Aspiration oder Eliminierung derer inhärenter Vokale. Da Diakritika weder einen eigenständigen Charakter aufweisen noch bedeutungstragend sind, gelten sie nicht als Glyphen. Jedoch stellen sie zumindest bedeutungsunterscheidende Zeichen dar, sogenannte Grapheme, denn sie sind jeweils einem einzigen, ganz bestimmten Phonem zugeordnet und daher stets relevant für die Eindeutigkeit der Artikulationsbestimmung. Devanagari wird zwar von links nach rechts geschrieben, jedoch gilt hierbei zu beachten, dass die lineare Abfolge der Grapheme, die eine Glyphe bilden, nicht zwingend der Folge der gesprochenen Laute entspricht. So setzen Diakritika zuweilen links an einer Glyphe an, bewirken aber im Gesprochenen eine Veränderung am Ende der Silbe.

III.1) Monophthonge (echte Vokale)

    ा / ā (Dehnstufe)
    ि / i (Grundstufe)
    ी / ī (Dehnstufe)
    ु / u (Grundstufe)
    ू / ū (Dehnstufe)

III.2) Vokalische Konsonanten

Die Aussprache der vokalischen Konsonanten wird gebildet, indem sich die Zungenspitze der Gaumenkuppel nähert.

    ृ / ṛ (wie im Englischen „ri“bei riddle, Grundstufe)
    ॄ / ṝ (wie ṛ , aber Dehnstufe)
    ॢ / l (ein l , bei dem die Zungen den Gaumen nicht berührt, Grundstufe)
    ॣ / ḹ (wie ḷ , aber Dehnstufe)

III.3) Diphthonge (Mischlaute und Doppellaute)

    े / e (Mischlaut aus „a“und „i“; immer lang, im Sanskrit existiert kein kurzes „e“)
    ै / ai (Doppellaut, gesprochen ebenfalls „ai“, wie bei „Kaiser“)
    ो / o (Mischlaut aus „a“und „u“; immer lang, im Sanskrit existiert kein kurzes „o“)
    ौ / au (Doppellaut, gesprochen ebenfalls „au“, wie bei „Bauer“)

III.4) Anusvāra (Nasalierter Nachlaut)

    ं / ṃ
    Der Punkt, in Sanskrit „Bindu“, markiert normalerweise den nasalierten Nachlaut.

    ँ / ṃ
    Mond und Punkt, in Sanskrit „Candrabindu“, markieren in manchen Darstellungen den nasalierten Nachlaut, wenn sich bei der markierten Glyphe keine Vokalzeichen oberhalb der Rekha (Querlinie) befinden.

Ist eine Glyphe mit einem Bindu oder Candrabindu ausgezeichnet, so bedeutet das, dass der ihr entsprechende Laut durch einem Anusvāra nasaliert wird. D.h. im Gesprochenen wird an den Vokal ein Nasal angehängt, der zwar grundsätzlich mit „ṃ“ transkribiert wird, jedoch von Fall zu Fall unterschiedlich ausgesprochen wird. Steht der Anusvāra im Wortinneren – oder bei Komposita am Ende des ersten Wortes – so wird er wie der Nasal derjenigen Phonemgruppe gesprochen, der der folgende Konsonant angehört (also z.B. als „ṅ“, falls darauf ein Konsonant aus der Gruppe der Velare folgt. Folgt dem Anusvara ein Frikativ, gilt folgende Regel: Vor „śa“ wird der Anusvāra wie „ñ“ gesprochen, vor „sa“ wie „n“ und vor „ṣa“ wie „ṇ“ und vor „ha“ wie „ṅ“. In allen anderen Fällen wird er als „m“ gesprochen. Bindu und Candrabindu stellen in Bezug auf die „Graphem-Phonem-Korrespondenz“ eine von wenigen Ausnahmen dar, da beide Grapheme (Bindu und Candrabindu), im Gesprochenen jeweils die Phoneme „ṅ“, „ñ“, „ṇ“, „n“, „ṅ“ oder auch „m“ bedeuten können.

III.5) Visarga (Aspirierter Nachlaut)

    ः / ḥ
    Beim aspirierten Nachlaut wird der vorangegangene Vokal aspiriert, d.h. es wird (auch im Gesprochenen) ein „h“ angehängt.

III.6) Virāma (Auslassung des inhärenten Vokals)


    Ist dieses Auslassungszeichen an einen Konsonanten angefügt, so fällt der inhärente Vokal „a“ im Gesprochenen ersatzlos weg. In der Transkription wird der Virāma überhaupt nicht dargestellt.

III.7) Avagraha (Auslassung bei bestimmten Lautkombinationen)

    ऽ / ’
    Falls ein Wort auf „e“ oder „o“ endet und das darauffolgende Wort mit einem kurzen „a“ beginnt, entfällt im Gesprochenen der Endlaut des ersten Wortes, während er im Geschriebenen durch den Avagraha, ein stummes Auslassungszeichen, ersetzt wird.

IV) Ligaturen

Ligaturen werden geschrieben, wenn zwei Konsonanten direkt aufeinander folgen (D.h. der erste der beiden Konsonanten besitzt keinen inhärenten Vokal.). Hier muss angemerkt werden, dass es in Devanagari einige hundert Ligaturen gibt, die in ihrer traditionellen Form nicht in Unicode enthalten sind, d.h. im Internet auch nicht als Schrift dargestellt werden können. In einigen Fällen bietet Unicode hier alternativ eine vereinfachte Ligaturschreibweise an. Viele Ligaturen werden von Unicode aber weder in traditioneller noch in der vereinfachter Schreibweise dargestellt. Die Bildung der Ligaturen erfolgt im Wesentlichen nach zwei Regeln:

IV.1) Erste Regel für die Bildung von einfachen Ligaturen

Schließt die erste der beiden zu verbindenden Glyphen rechts mit einem senkrechten Strich ab, so entfällt dieser, was symbolisiert, dass der inhärente Vokal entfällt. (Ligaturen, bei denen der zweite Konsonant ein „र / ra“ ist, werden anders gebildet.)

    Beispiele:

    ग / ga und द / da wird zu ग्द / gda
    च / ca und य / ya wird zu च्य / cya
    ज / ja und व / va wird zu ज्व / jva
    त / ta und त / ta wird zu त्त / tta
    त / ta und म / ma wird zu त्म / tma
    त / ta und य / ya wird zu त्य / tya
    ध / dha und न / na wird zu ध्न / dhna
    ध / dha und य / ya wird zu ध्य / dhya
    न / na und त / ta wird zu न्त / nta
    न / na und द / da wird zu न्द / nda
    न / na und ध / dha wird zu न्ध / ndha
    न / na und न / na wird zu न्न / nna
    म / ma und ब / ba wird zu म्ब / mba
    म / ma und न / na wird zu म्न / mna
    प / pa und ल / la wird zu प्ल / pla
    प / pa und स / sa wird zu प्स / psa
    ल / la und ल / la wird zu ल्ल / lla
    व / va und य / ya wird zu व्य / vya
    श / śa und म / ma wird zu श्म / śma
    श / śa und य / ya wird zu श्य / śya
    ष / ṣa und क / ka wird zu ष्क / ṣka
    ष / ṣa und ट / ṭa wird zu ष्ट / ṣṭa
    ष / ṣa und ठ / ṭha wird zu ष्ठ / ṣṭha
    स / sa und क / ka wird zu स्क / ska
    स / sa und त / ta wird zu स्त / sta
    स / sa und थ / tha wird zu स्थ / stha
    स / sa und न / na wird zu स्ना / sna

IV.2) Zweite Regel für die Bildung von einfachen Ligaturen

Schließt die Glyphe des ersten Konsonanten nicht mit einem senkrechten Strich ab, so wird in der traditionellen Schreibweise die Glyphe des zweiten Konsonanten unter die des ersten gesetzt. (Ausnahme: In der traditionellen Schreibweise werden die Glyphen der Konsonanten „न / na“ und „ल / la“ als zweiter Bestandteil einer Ligatur grundsätzlich unter die Glyphe des ersten Konsonanten gesetzt.)

    Beispiele:

    ट / ṭa und ट / ṭa wird zu ट्ट / ṭṭa
    ट / ṭa und ठ / ṭha wird zu ट्ठ / ṭṭha
    ठ / ṭha und ठ / ṭha wird zu ठ्ठ / ṭhṭha
    द / da und द / da wird zu द्द / dda

Da die meisten dieser Ligaturen nicht Bestandteil des Unicode-Zeichensatzes und daher im Internet leider nicht als Schrift darstellbar sind, existiert neben der traditionellen Schreibweise noch eine neue, alternative Schreibweise, die von Unicode unterstützt wird. Hierbei verliert die erste Glyphe einen Teil ihrer rechten Hälfte. (Ausnahme: In der traditionellen Schreibweise werden die Glyphen der Konsonanten „म / ma“ und „य / ya“ als zweiter Bestandteil einer Ligatur grundsätzlich hinter die Glyphe des ersten Konsonanten gesetzt.)

    Beispiele:

    क / ka und क / ka wird zu क्क / kka
    क / ka und त / ta wird zu क्त / kta
    क / ka und म / ma wird zu क्म / kma
    क / ka und य / ya wird zu क्य / kya
    क / ka und व / va wird zu क्व / kva
    छ / cha und क / ka wird zu छ्क / chka
    छ / cha und म / ma wird zu छ्म / chma
    छ / cha und य / ya wird zu छ्य / chya
    फ / pha und त / ta wird zu फ्त / phta
    ह / ha und क / ka wird zu ह्क / hka
    ह / ha und त / ta wird zu ह्त / hta
    ह / ha und ण / ṇa wird zu ह्ण / hṇa
    ह / ha und न / na wird zu ह्न / hna
    ह / ha und म / ma wird zu ह्म / hma
    ह / ha und य / ya wird zu ह्य / hya
    ह / ha und ल / la wird zu ह्ल / hla
    ह / ha und व / va wird zu ह्व / hva

IV.3) Ligaturen mit „र / ra“

Alle Ligaturen, die die Glyphe „र / ra“ enthalten, werden in besonderer Weise gebildet.

IV.3.a) Erste Regel für die Bildung von Ligaturen mit „र / ra“

Vor einem Konsonanten wird „र / ra“ nur als kleiner Bogen über diesem dargestellt.

    Beispiele:

    र / ra und क / ka wird zu र्क / rka
    र / ra und ठ / ṭha wird zu र्ठ / rṭha
    र / ra und द / da wird zu र्द / rda
    र / ra und र / ra wird zu र्र / rra
    र / ra und die Ligatur ल्स / ḷsa wird zu र्ल्स / rḷsa

IV.3.b) Zweite Regel für die Bildung von Ligaturen mit „र / ra“

Folgt die Glyphe „र / ra“ auf einen Konsonanten, der eine senkrechte Linie besitzt, so wird sie als kleine, diagonale Linie an diese angehängt.

    Beispiele:

    र / ra und क / ka wird zu क्र / kra
    र / ra und ग / ga wird zu ग्र / gra
    र / ra und घ / gha wird zu घ्र / ghra
    र / ra und च / ca wird zu च्र / cra
    र / ra und ज / ja wird zu ज्र / jra
    र / ra und झ / jha wird zu झ्र / jhra
    र / ra und ञ / ña wird zu ञ्र / ñra
    र / ra und ण / ṇa wird zu ण्र / ṇra
    र / ra und थ / tha wird zu थ्र / thra
    र / ra und द / da wird zu द्र / dra
    र / ra und ध / dha wird zu ध्र / dhra
    र / ra und न / na wird zu न्र / nra
    र / ra und प / pa wird zu प्र / pra
    र / ra und फ / pha wird zu फ्र / phra
    र / ra und ब / ba wird zu ब्र / bra
    र / ra und भ / bha wird zu भ्र / bhra
    र / ra und म / ma wird zu म्र / mra
    र / ra und य / ya wird zu य्र / yra
    र / ra und ल / la wird zu ल्र / lra
    र / ra und व / va wird zu व्र / vra
    र / ra und ष / ṣa wird zu ष्र / ṣra
    र / ra und स / sa wird zu स्र / sra
    र / ra und ह / ha wird zu ह्र / hra

IV.3.c) Dritte Regel für die Bildung von Ligaturen mit „र / ra“

Es existieren einige Fälle, bei denen „र / ra“ auf einen Konsonanten mit senkrechter Linie folgt, und dabei eine irreguläre Ligatur bildet.

    Beispiele:

    र् / ra und ख / kha wird zu ख्र / khra
    र / ra und त / ta wird zu त्र / tra
    र / ra und श / śa wird zu श्र / śra

IV.3.d) Vierte Regel für die Bildung von Ligaturen mit „र / ra“

Folgt die Glyphe „र / ra“ auf einen Konsonanten, der keine senkrechte Linie besitzt, so wird sie als kleiner Winkel unter diesen angefügt.

    Beispiele:

    र / ra und छ / cha wird zu छ्र / chra
    र / ra und ट / ṭa wird zu ट्र / ṭra
    र / ra und ठ / ṭha wird zu ठ्र / ṭhra
    र / ra und ड / ḍa wird zu ड्र / ḍra
    र / ra und ढ / ḍha wird zu ढ्र / ḍhra
    र / ra und ङ / ṅa wird zu ङ्र / ṅra

IV.4) Irreguläre Ligaturen

Bei bestimmten Konsonantenpaaren weicht die Schreibweise der Ligatur von den oben genannten Regeln ab. Hier werden die Glyphen in besonderer Weise miteinander verbunden. Einige dieser Ligaturen sind auch mit Unicode-Schriften darstellbar.

    Beispiele:

    ज / ja und ञ / ña wird zu ज्ञ / jña
    द / da und म / ma wird zu द्म / dma
    द / da und ध / dha wird zu द्ध / ddha
    द / da und भ / bha wird zu द्भ / dbha

IV.4.a) Praṇava (Die heilige Silbe)

    ॐ / oṃ (Die Schreibweise ohne Ligatur wäre eigentlich „ओं / oṃ“. Obwohl die Silbe „oṃ“ aus Vokalen besteht, wird sie in der Devanāgarī meist durch eine besondere Ligatur dargestellt, die sich aus der linken Hälfte des „अ / a“, dem rechten Bogen des „ऊ / ū“ und dem Candrabindu „ ँ / ṃ“ zusammensetzt.)

V) Betonungszeichen

Im Gegensatz zum klassischen Sanskrit, das eine sogenannte Akzentsprache mit einem ableitbaren Betonungssystem darstellt, ist das ältere vedische Sanskrit (Vedisch) des Öfteren mit Betonungszeichen ausgezeichnet. Es kennt drei Arten, Silben besonders zu betonen, nämlich hoch (udātta), gleichbleibend (anudātta) und einen deutlich selteneren Sonderfall für euphonische Vokalkombinationen (svarita). Daher wird es auch als eine sogenannte gemäßigte Tonsprache bezeichnet.

    ॑ / ॔ hoch, udatta
    ॒ / ॓ gleichbleibend, anudatta

VI) Rekha (Querlinie)

Bei alten Sanskrittexten wurde die Devanāgarī in einer sogenannten Scriptura Continua geschrieben, d.h. die von der oberen horizontalen Linie zusammengehaltenen Glyphen stellen meist mehr als ein Wort dar; Wortabstände existieren somit nicht. Die Linie wird nur durch bestimmte Glyphen, bzw. Ligaturen (nämlich „अ / a“; „आ / ā“; „ओ / o“; „औ / au“; „थ / tha“; „ध / dha“; und „भ / bha“) oder am Zeilenende unterbrochen. Heutzutage werden Devanāgarī-Texte in Pausa-Form geschrieben, d.h. die Rekha wird nach jedem Wort unterbrochen.

VII) Daṇḍa (Satz- und Absatzzeichen)

    । / , oder .
    Das einfache Trennzeichen dient der Trennung von Sätzen oder Sinnabschnitten. Der Danda markiert bei Versen alter Schriften auch das Zeilenende, also das Ende der ersten Hälfte eines Doppelverses.

    ॥ / . oder Absatz
    Das doppelte Trennzeichen dient der Trennung stärkerer Sinnabschnitte wie etwa Absätzen. Er markiert in alten Schriften auch das Ende eines Doppelverses.

VIII) Ziffern

    ० / 0
    १ / 1
    २ / 2
    ३ / 3
    ४ / 4
    ५ / 5
    ६ / 6
    ७ / 7
    ८ / 8
    ९ / 9